Reinhard Klessinger

Reinhard Klessinger

Vita

1947

geboren in St. Blasien, Hochschwarzwald
1966-68

Studium an der Staatl. Kunstakademie Düsseldorf, Malklasse Prof. Rupprecht Geiger
1968-70

Studium an der St. Martin`s School of Art, London, Bildhauerabteilung bei Barry Flanagan
Ernennung zum Meisterschüler von Prof. Rupprecht Geiger an der Kunstakademie Düsseldorf
1970

Studium der Philosophie, Universität Düsseldorf
1972-73
Mitglied im Deutschen Künstlerbund und im Künstlerbund Baden-Württemberg
 
Lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau


Über seine Kunst

Dem Himmel den Boden bereiten

 Meine Arbeit besteht aus spiegelnden Scheiben, die im Stadtpark in einer kreisförmigen Anordnung in den Rasen eingelassen sind.

In die Scheiben sind Worte eingraviert, wie z.B. „Im Auge ruhend“, oder „von Erinnerung gesäumt“


Als ich nach dem Einbau fertig war, habe ich mich auf eine Bank, gegenüber der Installation gesetzt. Da kam ein ca. 35-jähriger Herr und setzte sich neben mich und fragte mich, „was machen Sie da?“


Ich antwortete: "Ich habe gerade mein Kunstwerk mit dem Titel-Dem Himmel den Boden bereiten" installiert und die Scheiben geputzt, damit sich der Himmel wieder in den Scheiben spiegeln kann.


Ich merkte schnell, er wollte gar nicht wissen, was ich hier machte, sondern ins Gespräch kommen. Ihm war einfach langweilig.

Dann fing er an, zu erzählen.„Er komme aus Kasachstan und sei sogenannter Russlanddeutscher. Wäre er noch in Russland, würde er bei einem so schönen Tag angeln gehen, würde ins Wasser schauen, sehen, wie die Wolken vorbeiziehen, wie sich die Gräser am Ufer im Wasser bewegen, wie einen die Lichtreflexe von Zeit zu Zeit blenden. Er würde sich in den Gedanken verlieren. Dies und jenes käme ihn in den Sinn.


Aber hier in Deutschland bräuchte man einen Angelschein, dürfte nur an bestimmtem Orten angeln. Alles sei geregelt.

Ich spürte, er hatte eine große Sehnsucht sich treiben lassen zu können.

 

Mein Kunstwerk ist ein Angebot sich treiben zu lassen, ein Angebot sich von Assoziationen verführen zu lassen. Dabei geben Stichworte manchmal die Richtung vor oder widersprechen sich.


Wie ein Angler ins Wasser schaut, schauen Sie in die spiegelnden Scheiben.

Nehmen Sie die Worte auf den Scheiben als Anregung für die Richtung, in die Ihre Gedanken wandern sollen. Setzen Sie die Scheiben und Worte in Verbindungen, in Gedankenverbindungen. Lassen Sie sich treiben.


Reinhard Klessinger


Skulptur

Dem Himmel den Boden bereiten 2006/ 2022


Die Arbeit besteht aus sechs in einem Kreis von ca. 4m Durchmesser angeordneten, in den Boden eingelassenen ,spiegelnden Verbundglasscheiben.


Folgende Worte sind in die einzelnen Scheiben eingraviert:


im Auge ruhend

bleibendes Vergessen

kreisender Duft

zurückgeworfene Zeit

Ruhescheitel

Von Erinnerung gesäumt



Die Scheiben spiegeln die unterschiedlichsten Himmelsituationen wider, je nach Wetterlage , Tages- und Jahreszeit. Gelegentlich auch das Konterfei des Betrachters.

Die, durch die Spiegelscheiben markierte Kreisform umschreibt einen Bezirk, den man wie einen Innenraum erleben kann. Dementsprechend wird alles außerhalb des Kreises zum Außenraum.

Skulptur

„Dem Himmel den Hof machen“ 2006/2022

Zink, verchromter Edelstahl, 13 Vierkantpfähle 

Diese Pfähle sind manchmal auf zwei und manchmal nur auf einer Seite mit hochpoliertem Zink verkleidet.

In das Zink wurden Worte oder Worthälften eingeätzt.


Z.B. letzter Stand der Dinge


  •  hinterlegter Gedanke
  •  ständiger Widerstand
  •  Reflexionsschwelle
  •  gebrochener Widerschein
  •  beiderseits preisgegeben
  • einwärts ziehender Nachklang
  • derzeitige Bruchstelle
  • Brutstätte von einst
  • Ins Auge gefasst
  • Von Gedanken durchzuckt
  • In Unbedacht verweilende Heimstätte
  • entlehntes Licht


Eine Beziehung zwischen der „Skulptur“ und ihrer Umgebung baut sich beim Betrachten und Umgehen der Installation auf. Je nach Standpunkt trifft man auf unterschiedliche Wortkombinationen und Reflexionen in den spiegelnden Metallbändern an der Mauer, die wiederum mit jeweils anderen Perspektiven der Umgebung und auch deren Spiegelung in einem Dialog stehen.

Aus den Wechselbeziehungen zwischen Worten und dem, was sich in den Zwischenräumen  zwischen den Pfählen und auch in den Spiegelungen an der Mauer zeigt, bilden sich ständig neue Zusammenhänge. Eine Vielzahl von Assoziationsketten wird in Gang gesetzt.



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